Herausfordernde CNC-Einführung gemeistert

Die Schreinerei des Armeelogistikcenters wollte die Produktion mit einer CNC-Maschine optimieren. Doch bis die digitalgesteuerte Fertigung effizient funktionierte, warteten einige Herausforderungen. Dominik Sauser und Thomas Stoll gestatten einen exklusiven Einblick.

Fabian Zemp

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Fabian Zemp

Ihr seid beide für das Armeelogistikcenter in Thun tätig. Wie muss man sich so ein Logistikcenter vorstellen?

Thomas: Das Logistikcenter ist für die komplette Logistikführung der Armee zuständig. Nachschub wird abgegeben, Rückschub wird zurückgenommen. Des Weiteren sind Tätigkeiten im Rahmen des Gebäudeunterhalts hier angesiedelt.

Ebenfalls Teil des Logistikcenters ist eine Schreinerei, in welcher wir arbeiten. Dabei beschäftigen wir uns primär mit der Instandhaltung von Armeematerialien. Darüber hinaus fertigen wir neue Produkte an.

Wie seid ihr zu dieser aussergewöhnlichen Arbeitgeberin gekommen?

Dominik: Ich bin gelernter Zimmermann und absolvierte in der Schreinerei des Logistikcenters meine Wiederholungskurse (WK). So lernte ich den Betrieb kennen. Im Juli 2023 wurde ich auf eine offene Stelle aufmerksam, in welcher eine Person mit CNC-Erfahrung gesucht wurde. Da ich bei meiner vorherigen Arbeitgeberin bereits an einer CNC gearbeitet hatte, erfüllte ich dieses Kriterium und habe den Job gekriegt.

Thomas: Ich bin gelernter Schreiner und habe zuvor rund 12 Jahre als Monteur / Serviceschreiner gearbeitet. Ich wurde ebenso durch den WK auf die Schreinerei des Logistikcenters aufmerksam – obschon ich nicht direkt in der Schreinerei den Dienst leistete. Als die Stelle vor knapp 6 Jahren ausgeschrieben war, habe ich mich beworben und glücklicherweise die Zusage für den Job bekommen.

Ihr arbeitet bei der Armee, trägt aber keine Militärkleidung. Ihr habt erwähnt, dass ihr euch für die Stellen bewerben musstet. Seid ihr beim Logistikcenter zivil angestellt?

Thomas: Ja, das ist korrekt. Wir sind als zivile Mitarbeitende bei der Armee angestellt. Das ist hier nichts Aussergewöhnliches. Für das Logistikcenter sind insgesamt rund 3000 zivile Mitarbeitende tätig.

Armeeangehörige sind bei uns trotzdem anzutreffen. Wir haben Soldaten, die bei uns den WK leisten – ebenfalls in der Schreinerei.

Was sind eure Aufgabengebiete im Logistikcenter der Armee?

Thomas: Unsere Kernaufgabe ist die Instandhaltung. Dazu gehören Instandhaltungsarbeiten von Tischen und Werkzeugen. Des Weiteren verfügen wir über eine Skiwerkstatt, in welcher sämtliche Tourenski der Armee in Schuss gehalten werden. Für das Bundesamt für Sport unterhalten wir zusätzlich Langlaufski.

Ausserdem fertigen wir Transportkisten oder erstellen Prototypen von Fahrzeugeinrichtungen, die später durch Partner produziert werden.

Dominik: Im Rahmen von Gebäudeunterhaltsarbeiten stehen genauso Zimmerarbeiten auf der Aufgabenliste. Neben gewöhnlichen Unterhaltsarbeiten gibt es Spezialaufträge. Aktuell arbeite ich beispielsweise an einem Auftrag für die Sportorganisation Conseil International du Sport Militaire (CISM). Diese benötigt ein Chalet, welches im Rahmen der Winter-Militärspiele auf dem Europaplatz in Luzern zum Einsatz kommen wird.

Ihr wart in den vergangenen Monaten mehrmals auf dem Bürgenstock anzutreffen. Grund dafür waren Weiterbildungen im Bereich der CNC-Fertigung. Was hat euch motiviert, CNC-Kurse zu besuchen?

Thomas: Wir sind verpflichtet, uns um die betriebliche Weiterentwicklung zu bemühen. Das einzige, was uns bis vor Kurzem hinsichtlich der Infrastruktur gefehlt hatte, war eine CNC-Maschine. Entsprechend war es der logische Schritt, den Maschinenpark mit einer CNC-Maschine zu komplettieren.

Wir haben uns für ein Produkt der Firma HOMAG entschieden. HOMAG hat die Maschine in Betrieb genommen und uns sehr gut ausgebildet. Trotzdem reichten die Schulungen seitens des Maschinenlieferanten nicht aus, da ich noch keine Erfahrungen im Umgang mit CNC-Maschinen vorweisen konnte. Entsprechend wollte ich unser betriebliches Fachwissen erweitern. An der Holz-Messe bin ich dann auf das Seminar-Angebot der HF Bürgenstock gestossen.

Dominik: Ich konnte zwar beim vorherigen Arbeitgeber Erfahrungen mit der CNC-Technologie sammeln. Da ich dort jedoch mit NC-HOPS gearbeitet habe, bedeutete die Anschaffung der HOMAG-Maschine für mich gleichzeitig eine Umstellung auf woodWOP. Deshalb war der Kurs für mich in gleicher Weise eine gute Unterstützung.

Warum habt ihr euch gerade für die Angebote der HF Bürgenstock entschieden?

Thomas: Der Bürgenstock ist die Weiterbildungsstätte von uns Schreinern und ich habe die HFB deshalb schon von anderen Weiterbildungsmöglichkeiten gekannt. Des Weiteren hat das Kursangebot genau diejenigen Themen abgedeckt, an welchen wir interessiert waren.

«Die Seminare der HF Bürgenstock sind goldwert. Sie sind interessant aufgebaut, es unterrichten tolle Dozierende und von der HFB ist alles top organisiert. Die Kurse haben uns nach der Einführung der CNC-Maschine geholfen, unsere Arbeitsweise so zu verbessern, dass wir schneller arbeiten können und unsere Abläufe flüssiger wurden. Dadurch sparen wir viel Zeit.»

Ihr habt euch für Kurse im Umgang mit woodWOP und der CNC-Spanntechnik entschieden. Wie habt ihr diese Weiterbildungen auf dem Bürgenstock erlebt?

Dominik: Ich habe die Kurse sehr positiv erlebt. Auf der einen Seite machten wir Übungen, auf der anderen Seite zeigte der Dozent, welche weiteren verrückten Dinge es zu lernen gäbe. Das weckte bei mir die Neugier und machte den Kurs interessant sowie kurzweilig.

Thomas: Bemerkenswert war, dass der Kurs komplett anders als die Einführung vom Maschinenlieferanten aufgebaut war. Während bei der Lieferantenschulung die Maschinenbedienung im Vordergrund stand, tauchten wir an den Kursen der HFB vertieft in die Materie ein. Das machte den Kurs äusserst spannend und ich lernte quasi nochmals neu, wie ich mit der Maschine am besten arbeite.

«Wenn du das anwendest, was du im Kurs lernst, wird dir das Arbeiten extrem vereinfacht.»


Die meisten Kursteilnehmenden arbeiten in klassischen Schreinereien. Wie war das für euch?

Dominik: Ich fand es super, dass im woodWOP-Kurs verschiedene Teilnehmende zusammenkamen. Durch den gegenseitigen Austausch erfuhr ich, wie andere Betriebe arbeiten. Davon profitierte ich.

Darüber hinaus war ich von den Erzählungen derjenigen Kursteilnehmenden fasziniert, die in ihren modernen Produktionen sogar den Plattenzuschnitt optimiert haben.

Thomas: Im Kurs «CNC-Spanntechnik» war es ähnlich. Die Kursteilnehmenden arbeiten in ihren Betrieben mit ganz unterschiedlichen Maschinen und stehen vor verschiedenen Herausforderungen. Während der eine Küchenbauer beim Fräsen simpler Elemente kaum auf Probleme stösst, war ein Treppenbauer im Kurs, der hinsichtlich der Spannmittel fast ausschliesslich vor Herausforderungen stand. Dadurch entstand ein sehr spannender Austausch, welchen ich sehr geschätzt habe.    


Was hat sich nach den Kursen im Arbeitsalltag verändert?

Thomas: Am meisten profitiert habe ich vom Wissen rund um das Programmieren mit Bedingungen. In der Vergangenheit kamen Arbeitskollegen zu Dominik oder mir und erklärten, wie sie ein Werkstück mit der CNC-Maschine bearbeiten möchten. Dann programmierte einer von uns beiden die Bearbeitung, während wir zu zweit an der Maschine standen. Das war definitiv nicht Sinn der Sache!

Seit dem Kurs sind wir in der Lage, Grundprogramme mit Hilfe von Bedingungen so zu programmieren, dass Mitarbeitende in der Lage sind diese selbständig anzuwenden und auf die gewünschten Masse anzupassen. Wir produzieren beispielsweise sehr viele Kisten. Deshalb setzen wir heute auf ein strukturiertes Grundprogramm für Kisten. Teamkollegen können ganz einfach die Massangaben der Kiste definieren, der Rest wurde bei der Grundprogrammierung schon hinterlegt. Dank dieser strukturierten Programmierung können wir schneller arbeiten, unsere Abläufe werden flüssiger und wir sparen viel Zeit.

Eine weitere Erleichterung ist der Umgang mit mangelhaften CAD-Daten. Aktuell verfügen wir über kein CAD-Programm. Entsprechend erhalten wir die Dateien jeweils von Dritten. Vor den Kursen luden wir die CAD-Daten jeweils auf die Maschine, doch die Verarbeitung funktionierte oft nicht wie gewünscht. Wir verbrachten Stunden vor der CNC-Maschine und sind manchmal fast verzweifelt. Im Seminar lernten wir, wie wir mit ungenügenden CAD-Dateien einen DXF-Import generieren können, der sich auf der Maschine fräsen lässt – und dies mit einem moderaten Zeitaufwand.

Dominik: Mich brachte der Kurs im Umgang mit den Komponenten und dem CAD-Plugin extrem weiter. Dank dem Wissen rund um dieses Plugin bin ich in der Lage, Kreise, Bögen, Taschen oder andere Spezialformen einfacher zu fräsen. Dieses Wissen kann ich im Alltag gut anwenden.

Wie möchtet ihr die Produktion in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Thomas: Eine Automatisierung der Produktion ist bei uns nicht wirklich angezeigt, da wir sehr viel Massivholz verarbeiten. Trotzdem gilt es die bestehenden Maschinen weiter zu modernisieren. Daneben haben wir im Bereich der Planung und im Einsatz der betrieblich eingesetzten Softwarelösungen Entwicklungspotenzial. Bei Letzterem steht demnächst eine Aktualisierung an.

Dominik: Hinsichtlich der CNC-Fertigung sind wir zeitgemäss eingerichtet. Mir scheint es wichtig, dass wir auch in Zukunft auf dem neusten Stand bleiben. Es gilt immer wieder neu zu beurteilen, wo uns ein Fortschritt einen Mehrwert bringt. Wir produzieren beispielsweise Serienaufträge von Kleinteilen. Da gilt es aus meiner Sicht gut zu erörtern, ob und wie wir diese künftig rationeller produzieren können.

Vielen Dank für das spannende Gespräch.

 

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